Eigentlich liebe ich es Sachen zu erklären, sonst wäre ich wohl nicht Lehrer geworden. Obwohl noch mehr liebe ich es Neugier zu wecken. Menschen sollten selber auf Lösungen kommen. Aber nun bin ich wohl echt in Erklärungsnot.
Was an der Parteispitze selten so wahr genommen wird trifft ja öfters als gedacht ein. Völliges Unverständnis über die Entscheidungen. Nicht zwingend, weil man die Menschen nicht mag, aber zwingend, weil man einfach nicht den Informationsstand hat um Lagen sachlich zu betrachten.
So kam mein kleines dithmarscher Herz leicht aus dem Trab als ich hörte, dass Martin Schulz nun vor dem Mitgliedervotum den Parteivorsitz abgeben will. Ich war traurig und wütend zugleich. Warum jetzt, dachte ich. Total überflüssig. Und ja ich hätte erwartet, dass er seine Sache nun durchzieht. Er wollte diesen Koalitionsvertrag, dann soll er auch dafür sprechen. Die Mitglieder entscheiden das dann. So ist Demokratie. Anschließend können dann alle ihre Schlüsse daraus ziehen.
Andrea Nahles ist für mich auch nicht das Problem. Ich kenne sie ja nicht persönlich. Ich kenne nur das Bild, welches durch die Presse nach unten vermittelt wird. Das Problem ist, dass die Partei am Bundesparteitag im Dezember eine Urwahl des Postens Vorsitz/Kanzlerkandidat-in beredet hat. Klar, waren ja noch zwei Jahre Zeit darüber nachzudenken. Nun – bumms – ist die Zeit darüber nachzudenken eine-n Vorsitzende-n zu wählen. Die Basis denkt was? Klar, das wird nun ja n bisschen in Ruhe und basisidemokratisch passieren. Doch weit gefehlt. Die Kür einer Einzelbewerberin erinnert an das, wie es immer war. Ist das dieses #SPDerneuern, oder ist das eher ein #SPDweiterso?
Das war jedenfalls der Grund, warum ich letzte Woche den Tweet zum Thema Nahles rausgehauen habe. Und ja auch auf Facebook hab ich was dazu geschrieben. Unüberlegt? Möglich wäre es. Aber was ist ein Satz wert, wenn man sich nicht an ihn gebunden fühlt? Was zählen Worte, wenn mein gegenüber sowieso im umdrehen etwas anderes tut als er sagt?
Dann holen mich am 13.2. meine Worte ein wenig ein. “Dirk, Du musst Dich bewerben.” oder “Schreib endlich an den PV.” So hagelte das auf mich ein. “Nein” – Das ist meine knappe Antwort dazu. Warum bewerbe ich mich nicht?
Es ist einfach: Ich will eine Basisdemokratische Entscheidung. Wie bekomme ich das hin, wenn der Parteivorstand keine Urwahl will? Es geht…durch die Brust ..über die Leber …ins Herz…. Also, meine Idee: Jede Organisation hat ein Vorschlagsrecht. Wenn nun die Ortsvereine mich, oder einen der tausend anderen fähigen Menschen, vorschlagen, dann müssen sie in den Diskurs mit ihren Delegierten kommen. Die Kreis- und Unterbezirke werden mit den Menschen reden, deren Stimme sie vertreten auf dem Bundesparteitag in Wiesbaden. Dieses Verfahren ist ein aktives Verfahren in der Politik. Ein Bottom-Up, wie man auf neudeutsch sagen könnte. (Herr Wagner von der DLZ verzieht gerade die Mundwinkel)
Also: Ich biete mich als Alternative an. Eine “Wahlmöglichkeit”. Die Ortsvereine sind mindestens genau so SPD wie unsere 50 besten Politikerinnen und Politiker. Dennoch hängen wir hier an der Basis immer mit im Dilemma, wenn da unter den TOP 50 irgendetwas komisch läuft. Wir in SH haben Kommunalwahl im Mai und ich habe null Komma gar keine Lust dauernd zu arbeiten und irgendjemand reißt meine Arbeit wieder um. Meine gesamte Freizeit geht für die Partei drauf, weil ich die Partei liebe, und sie für mich die größte gesellschaftliche Errungenschaft ist. Die Basis ist mutig! Viel mutiger und größer als wir oft glauben. Darum: Selber machen.
Wir leben in der Post-Schröder-Blair Ära. Die Sätze: Wir müssen den Gürtel enger schnallen und verzichten, klingeln noch in unseren Ohren. Nein, wir sind fast eine halbe Million starke, selbstbewusste Menschen, die wissen was sie wollen. Jeder von uns schreibt und buchstabiert die Sozialdemokratie anders. Aber wir sind weit davon entfernt diese passive Rolle zu behalten. Das, was im Moment in der SPD passiert sollte weder von anderen Parteien, noch von der Presse belächelt werden. Es nennt sich Demokratie, sie ist das höchste Gut des selbstbestimmten Menschen. Solange auf unserem Planeten täglich Menschen im Kampf um die Demokratie sterben ist jedes “Witzemachen” um unsere Partei unangebracht.
10 Antworten auf „Erklären Sie mir mal die Lage Diedrich“
Wow!
Ja mit Schröder und Agenda2010 haben wir den gerechten sozialen Weg verlassen und egal wer den Vorsitz übernimmt so lange wir nicht wieder die Partei der kleinen Leute werden und Agenda abschaffen sowie gerechte Umverteilung von oben nach unten werden wir keine Wahl gewinnen. Die Wähler hatten in der letzten Legislaturperiode eine Linke Mehrheit im Bundestag gewählt genutzt haben wir es nicht. Es muss eine Urwahl geben wo die Basis entscheidet wohin und mit wem die Reise geht viele wollen wieder die Partei werden bevor Schröder und Agenda2010 kamen und wir wirklich für soziale Gerechtigkeit gesorgt haben. Sollten die Parteiführung und Präsidium am 22.April in Wiesbaden nicht deutlich auf die Basis zugehen sehe ich die alte Tante SPD vor der Spaltung wir wollen dieses Schmierenkomödie nicht mehr hinnehmen und mehr Mitsprache damit wir uns wieder glaubwürdig machen beim Wähler.
Volle Zustimmung 👍👍
von Angelika Kämper
Ja, traurig und wütend 😔😡 , das passt voll und ganz.
Einfach in die Offensive gehen und sagen da stehe ich jetzt zu PUNKT. Jeder hat das Recht auf Meinungsänderung, auch unser Martin 🤔.
Ansonsten, habe alles von Ihnen durchgelesen und stimme Ihnen voll zu. Es gibt noch so vieles mehr was nicht
mehr passt 😡. Habe selbst einiges in den letzten 6 Jahren erlebt (bin Jahrgang 1957 und voll, weil zu alt, aus dem System gefallen), und so vieles nicht mehr verstanden.
Ich drücke ihnen die Daumen, ganz dolle !!!
Liebe Grüße nach Norddeutschland
aus Süddeutschland von einer
ehemaligen Wuppertalerin (eigentlich SPD Land, jetzt leider nicht mehr 😡)
von einem SPD Mitglied
Angelika Kämper
👍👍👍👍
Sehr geehrter Herr Diedrich,
ich kann und will Ihnen nicht ersparen, auch eine gegenteilige Meinung aus NRW zu servieren. Der Einfachheit halber verweise ich dafür auf die heutige (14.02.2018) Ausgabe der Online- Ausgabe der Rheinischen Post, die Foren für Nutzer offenhält. Sie finden mich dort unter dem Sie betreffenden Beitrag unter “barometer”..
Die vielen Kommafehler und etliche Deutschfehler stören.
Ja, meine Deutschlehrerin auch. Es ist hier nur ein privater Blog;)
Und was sagen die Schüler? Es gibt den Begriff des Vorbildes.
Die Schüler sagen er ist ein ausgezeichneter Lehrer und auch ein eben so gutes Vorbild für uns. =)
Da wären meine Schüler zu befragen. Ich bin nicht so geübt im Lesen in Glaskugeln. Ein Mensch sollte seine demokratischen Möglichkeiten nutzen. Dazu gehören aktives und passives Wahlrecht eher, als sich immer nur zu beschweren, oder andere Menschen durch den Kakao zu ziehen.